Extrem rechte Medienaktivisten bei CSD in Düsseldorf

Am Rande des Düsseldorfer „Christopher Street Day“ (CSD) vom 21. Juni ereignete sich ein kleinerer Provokationsversuch extremer Rechter: Dabei interviewte der Medienaktivist Simon Thiele für sein extrem rechtes YouTube-Format „Nach Vorn'“ Teilnehmende der Demo sowie Passant*innen zum Thema CSD.

Was als aggressive Vereinnahmung, bzw. „Subversion von rechts“ intendiert war, geriet dabei schnell zur peinlichen Selbstdemontage. Thiele trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Kein Bock auf Rassist*innen“ – scheinbar hoffte er so, sich ungestört am Rande der Demonstration bewegen zu können. Seine Versuche, dezidiert „rechte“, bzw. queerfeindliche Themen in den Interviews zu setzen, zeigten keine propagandistischen Erfolge, sondern Ablehnung und Verwirrung. Thiele und sein Kameramann ergriffen schließlich die Flucht, als Antifaschist*innen auf sie aufmerksam wurden.

„Revolte Rheinland“ war auch in Düsseldorf aktiv

Der 23-Jährige Simon Kai Thiele gehört der „Alte[n] Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ an und betätigte sich in der Vergangenheit bei der extrem rechten „Revolte Rheinland“. Die „Revolte Rheinland“ war eine Nachfolge-Struktur der „Identitären Bewegung“ und konzentrierte ihre Aktivitäten vor allem auf das nördliche Rheinland-Pfalz, bzw. das südliche Nordrhein-Westfalen. Doch auch in Düsseldorf trat die Gruppe mehrmals mit propagandistischen Klein-Aktionen in Erscheinung, beispielsweise am 26. März 2023: Mehrere Anhänger überklebten Straßenschilder in der Ellerstraße und hinterließen Plakate mit einer rassistischen Parole. Am 10. Juni 2023 brachten Aktivisten der „Revolte Rheinland“ im Vorfeld des Düsseldorfer CSD mehrere queerfeindliche Plakate auf der Demoroute an. Sieben Personen beteiligten sich am 11. August 2024 an einer Banneraktion der „Revolte Rheinland“ in räumlicher Nähe zum britischen Generalkonsulat am Bertha-von-Suttner-Platz. Dabei wurde sich mit den damaligen rassistischen Ausschreitungen im Vereinigten Königreich solidarisiert. Am 20. November vergangenen Jahres gab die „Revolte Rheinland“ schließlich ihre Auflösung bekannt. Frühere Mitglieder wie Johannes Poensgen sind weiterhin in extrem rechten Strukturen aktiv.

Simon Thiele kann inzwischen der Neonazi-Szene zugerechnet werden: In seinen Videos trägt er Kleidung des neonazistischen Labels „Kampfgeist“, bedient sich rassistischer und antisemitischer Kommentare und verherrlicht die frühere Terror-Gruppe „Silent Brotherhood“. Im September 2024 wurde er vom Amtsgericht München zu 40 Tagessätzen à 15 Euro verurteilt, weil er sich bei einer Aktion der „Identitären Bewegung“ im Jahr 2023 vermummt hatte.

Medienaktivist*innen der extremen Rechten suchen progressive Demos auf

Dass extrem rechte Medienaktivist*innen in provokanter Absicht fortschrittliche und antifaschistische Kundgebungen und Demonstrationen aufsuchen, ist zuletzt wieder häufiger vorgekommen. Umso wichtiger ist es, Veranstalter*innen im Vorfeld zu sensibilisieren: Perfide „Interviews“ durch extrem rechte Medienaktivist*innen sollten kategorisch abgelehnt werden – sie dienen keinem konstruktiven Austausch von Argumenten, sondern der Verspottung demokratischer und menschenrechtlicher Werte sowie dem gezielten Mobbing der „Interviewten“, die völlig unverpixelt vorgeführt werden sollen. Dass diese auch ein persönliches Risiko dabei eingehen, mit den Rechten zu sprechen, zeigen die YouTube-Kommentare unter Thieles Video. Zu lesen ist dort unter anderem folgende Drohung: „Habe das Video gemutet und merke mir nur die Gesichter.“

Simone Thiele am 21. Juni 2025 in Düsseldorf.
Danke für die Zusendung.

Screenshot YouTube 25. März 2025

V.l.n.r. Maximilian Schmitz (Alte Hallesche Burschenschaft Rhenania-Salingia zu Düsseldorf), Simon Thiele mit „White-Power“-Geste (Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn) und Maximilian Hunze (Kölner Burschenschaft Germania) beim „Burschentag“ der Deutschen Burschenschaft am 10. Juni 2022 in Eisenach.
© recherche-nord

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