Einem Bericht auf Indymedia zufolge, hingen bis gestern erneut zwei deutsche Kolonialfahnen an den Fahnenmasten des Hinterhofgeländes Kölner Straße 268.
Im Einzelnen handelte es sich dabei um die Fahne der damaligen deutschen Kolonie „Togoland“ (1884 bis 1914/19), die das Gebiet des heutigen Togo und den östlichen Teil Ghanas umfasste, und die Fahne der von 1884 bis 1919 bestehenden deutschen Herrschaftskolonie Kamerun, die auf der Fläche der heutigen Republik Kamerun und aus Teilen angrenzender Staaten in Zentralafrika bestand.
Im vergangenen Monat wurden bereits zwei Fahnen ehemaliger deutscher Kolonien von den Fahnenmasten des Hinterhofgeländes entfernt.
Update:
Für die Fahnenhissungen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die „1. Deutsche Schutztruppe und I. Reitertruppe von Lettow Vorbeck“ verantwortlich. Diese ist Mitglied im „Sankt Sebastianus Schützenverein Düsseldorf – Oberbilk von 1848 e.V.“.
Der Patentanwalt Christian von Lettow-Vorbeck wird auf der Website der Familie Lettow-Vorbeck als Vorsitzender des Familienverbandes mit Düsseldorf aufgeführt.
Auf der Homepage der „Gesellschaft 1. Deutsche Schutztruppe Oberbilk“ wird Paul v. Lettow-Vorbeck als so genannter „Löwe von Afrika“ zitiert und auf dessen verherrlichten Lebenslauf verwiesen. Für die Website zeichnet das „aktive Mitglied“ (Spiess) Hans-Jürgen Pekel verantwortlich.
Marginalie: Der aus dem pommerschen Adelsgeschlecht „Lettow-Vorbbeck“ stammende preußische Generalmajor und Schriftsteller Paul Emil von Lettow-Vorbeck, war im Ersten Weltkrieg Kommandeur der so gennanten Schutztruppe für „Deutsch-Ostafrika“. Zudem war er am Kapp-Putsch beteiligt, ab 1919 Mitglied der Bremer Ortsgruppe des Frontsoldatenbundes Stahlhelm und bei der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) Parteimitglied (1928-1930 Reichstagsabgeordneter). Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten trat er bis 1938 als Redner auf Veranstaltungen, insbesondere der so genannten Kolonialfrage auf. 1938 wurde Lettow-Vorbeck von Adolf Hitler zum General der Infanterie zur besonderen Verwendung ernannt. Uninteressant für die Nazis wurde er spätestens 1943, als der Wiederaufnahme der Kolonialgebiete aufgrund vordergründiger „osteuropäischer Expansion“ die Absage erteilt wurde.
Mehr zu Paul von Lettow-Vorbeck: Die Preußen Afrikas. Lettow-Vorbeck und die Pflege kolonialer Tradition
Keine Verehrung kolonialer Verbrechen!
Zum Weiterlesen: »Planmäßige Schädigung der feindlichen Bevölkerung« Der »Maji-Maji«-Krieg 1905 bis 1907: Hintergründe und Folgen eines deutschen Kolonialverbrechens
Empfehlung:
Am 17. August findet um 19 Uhr im Haus International in Neuss (nähe Hauptbahnhof) ein Vortrag von Hennig Borggräfe über Schützenvereine im Nationalsozialismus statt. Gemeinschaftspflege und Wehrhaftmachung – Schützenvereine im Nationalsozialismus
Zur Thematik Schützenvereine
http://ann.blogsport.de/2010/08/26/glaube-sitte-heilmat/
Zur Info – Die Homepage der 1. Deutschen Schutztruppe Düsseldorf Oberbilk ist seit kurzem down.
Nebenbei:
Zur Beerdigung (1964) des Kolonialveterans Paul von Lettow-Vorbeck wurden zwei ehemalige „Askari“ als Staatsgäste eingefolgen und eine Ehrenwache von mehreren Bundeswehroffizieren abgehalten, auf der der damalige Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel die Trauerrede hielt.
Ausschnitt aus dem dritten Teil der Doku-Reihe „Deutsche Kolonien –
„…und morgen die ganze Welt!“ von Gisela Graichen und Thomas Hies. http://www.youtube.com/watch?v=JXXT4PO7v_c