Offenbar treten einige Neonazis in Düsseldorf immer selbstbewusster und dreister auf, was neuerdings bis hin zu offener Werbung für das rechtsterroristische Netzwerk „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) reicht. Aber auch massive Bedrohungen mit Messereinsatz und ähnliche Angriffe auf Personen, die ins Feindraster passen, zählen zu ihrem Programm. Die Rede ist von eher jüngeren Neonazis, die seit 2020 unter wechselnden Namen im „Weltnetz“, aber auch auf der Straße auftreten und nach Dortmunder Vorbild von einem „Nazikiez“ in der Landeshauptstadt träumen.
Die Rede ist von den „Autonomen Nationalisten Düsseldorf“, die sich auch mal „Autonome Aktivisten Düsseldorf“ oder gar „Autonome Aktive Aktivisten Düsseldorf“ (sic!) nennen. Oder auch „NW Ddorf“ („Nationaler Widerstand Düsseldorf“) und „Aktionsgruppe Düsseldorf“. Besonders aktiv ist die Combo in den südlichen Stadtteilen, wo sie ihre „Gebietsansprüche“ besonderes intensiv durch Schmierereien und Sticker deutlich machen.
Vermutlich handelt es sich bei der Gruppe um nur wenige Personen, von denen als ganz besonders aktive „Aktive Aktivisten“ die Benrather Dennis Steinbusch und Manuel Senk zu nennen sind. Beide sind bereits seit Jahren auf extrem rechten und neonazistischen Demonstrationen anzutreffen, in Düsseldorf, in NRW und auch bundesweit. Als Anfang 2015 Melanie Dittmer ihre letztendlich 21-teilige DÜGIDA-Aufmarsch-Serie in Düsseldorf startete, war Dennis Steinbusch mit dabei, inmitten einer Junghooligan-Gruppierung mit enger Anbindung an „Fortuna Terror“ und an das HoGeSa-Spektrum. Inmitten einer HoGeSa-nahen Truppe wurde er auch am 18. Januar 2015 in Köln angetroffen. Diese war gerade auf dem Weg zu einer Gedenkveranstaltung an der Probsteigasse – anlässlich des 14. Jahrestages des dortigen NSU-Bombenanschlags, bei dem eine junge Frau mit Migrationshintergrund schwerstverletzt wurde. Offenbar war der Hooligan-Gruppe diese Veranstaltung ein Dorn im Auge, alles deutete auf einen Angriffsversuch. Nur Hinweisen von Passant*innen ist es zu verdanken, dass gerade eben noch rechtzeitig Polizei zur Stelle war und einen Teil der Angriffswilligen kesselten, unter ihnen auch Dennis Steinbusch und sein Kumpel „Klausi“, der kurze Zeit später bei einem Autounfall auf dem Hellweg ums Leben kam, während Steinbusch, der ebenfalls im Wagen saß, mit einem Schädelbasisbruch und einem langwierigen Krankenhausaufenthalt noch relativ gut bedient war. Kaum genesen war er wieder auf extrem rechten Veranstaltungen anzutreffen, spätestens ab 2017 oft zusammen mit dem damals noch heranwachsenden Manuel Senk. Beide sind seitdem quer durch die extreme Rechte unterwegs: von JN/NPD, über „Der III. Weg“ und „Die Rechte“ bis hin zu den „Republikanern“, rechten Hools und hin und wieder auch auf der einen oder anderen Aktion der Pandemieleugner*innen-Szene. Bei den NRW-Kommunalwahlen im Herbst 2020 trat Manuel Senk als gerade einmal 18-Jähriger als Kandidat der extrem rechten „Die Republikaner“ an (vgl. Kommunalwahlen 2020 in Düsseldorf).
Zuletzt beteiligten sich beide am 23. August 2021 anlässlich des 9. Jahrestages des Verbotes der Neonazi-Gruppe „Nationaler Widerstand Dortmund“ an einer Kundgebung der Partei „Die Rechte“ in Dortmund.
Die „Autonomen Nationalisten Düsseldorf“ traten bisher durch kleinere Aktionen in Erscheinung wie zum Beispiel bei der „Denkmalpflege“ an einem Urdenbacher Kriegerdenkmal im August 2020, bei einer Banner-Aktion mit dem Motto „Kein Pädophilen Zentrum an der Uniklinik. Todesstrafe statt Therapie“ vor dem Landtag und dem Rathaus und bei einem 20-köpfigen „Volkstrauern“ und „Heldengedenken“ im Aaper Wald – zusammen mit der NPD Düsseldorf.
Doch auch verbale und körperliche Bedrohungen zählen zu ihrem Programm, zuletzt in Garath, Benrath und Wersten. Bei dem Werstener Angriff kam es auch zum Einsatz eines Messers, glücklicherweise wurden die Angegriffenen hierbei nicht verletzt.
Neues „Highlight“ der „Aktionsgruppe Düsseldorf“ ist das Verkleben von Stickern, auf denen offen für den NSU geworben wird – und die zuerst im Bereich der Haltestelle Betriebshof Benrath auftauchten. Auf dem Sticker ist neben den im Vordergrund stehenden Buchstaben „NSU“ auch die Zeichentrickfigur Pink Panther zu sehen, die vom NSU in zynischer Weise in seinem Bekennervideo Verwendung fand. In kleiner Schrift übersetzt wird die Abkürzung „NSU“ auf den Klebern mit „Nationale Sozialisten Ueberkleben linksfaschistische Propaganda“.
Es fällt bestimmt nicht leicht, Personen wie Steinbusch und Senk wirklich ernst zu nehmen, wirken sie doch auf viele eher wie „Witzfiguren“. Die genannten Vorfälle aber zeigen, dass eben das dringend nötig ist, bevor (noch) Schlimmeres passiert.