“Südtirol-Aktivist“ referiert in Düsseldorf

Aus aktuellem Anlass werden die NRW rechtsaußen-Artikel „D/Italien: Das “Südtirol-Seminar” der “Deutschen Burschenschaft”“ und NE: Anklage gegen Südtirol-Aktivisten aus Meerbusch vom 3. Dezember 2012 bzw. vom 29. November 2012 dokumentiert:

(3.12.2012)

DÜSSELDORF/ITALIEN – Auf einem “Südtirol-Seminar”, das auch Teil des aktuellen Semesterprogramms der “Burschenschaft Rhenania-Salingia zu Düsseldorf” ist, haben sich Referenten kürzlich für die Abspaltung Südtirols von Italien und für den Anschluss des Gebiets an Österreich ausgesprochen.

“Ausschweifende Zuwanderung”
Auf dem Seminar, das der Dachverband “Deutsche Burschenschaft” (DB) vom 19. bis zum 21. Oktober in St. Andrä nahe dem italienischen Bressanone (Brixen) durchführte, schilderte der Generalsekretär der Südtiroler “Die Freiheitlichen”, einer Schwesterorganisation der FPÖ, die Zukunftskonzepte seiner Partei für die norditalienische Provinz Südtirol. Generalsekretär Michael Demanega wird in einem DB-Bericht mit der Aussage zitiert, die italienische Regierung versuche “durch ausschweifende Zuwanderung von Menschen aus anderen Kulturkreisen” (“Asien, Afrika”), die sich kulturell an der italienischsprachigen Bevölkerung orientierten, die ganz besondere Kultur der deutschsprachigen Minderheit zu schwächen. Um das zu verhindern, müssten “die Süd-Tiroler” ihr “Selbstbestimmungsrecht” in Anspruch nehmen. Wie es in dem Bericht weiter heißt, habe Demanega erklärt, “er könnte sich in einem ersten Schritt die Unabhängigkeit vorstellen und in einem vielleicht übernächsten Schritt die Anbindung an Österreich”. Zieldatum sei 2018; dann wird sich die Besetzung des Brenner und damit die Übernahme Südtirols durch Italien zum hundertsten Male jähren.

“Der perfide Plan Roms”
Ein weiterer Referent, der österreichische Nationalratsabgeordnete Werner Neubauer (FPÖ) hatte sich zu den terroristischen Attentaten im Südtirol der 1960er Jahre geäußert. Demnach hätten die Bombenanschläge “einen Rückgang der zügellosen Ansiedlung von [Süd-, d.Red.]Italienern in Tirol bewirkt”. Damit sei “der perfide Plan Roms”, die deutschsprachige Bevölkerung durch die Förderung der Zuwanderung von Italienischsprachigen zu majorisieren, “erfolgreich verhindert” worden. Den Anschlägen, denen Neubauer auf dem DB-Seminar “Erfolg” bescheinigte, fielen zahlreiche Menschen zum Opfer. Erhard Hartung, in Italien wegen Beteiligung an einem der mörderischen Attentate verurteilter Burschenschaftler, soll am übermorgigen Mittwoch bei der “Rhenania-Salingia” zum Thema “Der Südtiroler Freiheitskampf der 1960er Jahre. Ursachen – Zielsetzung – Ergebnis” referieren.

(29.11.2012)

MEERBUSCH (KREIS NEUSS) – Die Staatsanwaltschaft im norditalienischen Bolzano hat strafrechtliche Ermittlungen gegen einen Südtirol-Aktivisten aus Meerbusch[*] abgeschlossen und will nun Anklage gegen ihn und drei Kameraden erheben.
Wie Medien in Norditalien berichten, wirft die Staatsanwaltschaft Erhard Hartung aus Meerbusch, Peter Kienesberger aus Nürnberg und zwei Norditalienern vor, Mittel einer gemeinnützigen Stiftung ohne die erforderliche Genehmigung an Empfänger in Südtirol weitergeleitet zu haben. Es geht um Mittel der in Liechtenstein ansässigen “Laurin-Stiftung”, einer 1966 gegründeten Organisation, deren Vermögen mit 41 Millionen Euro angegeben wird. Hartung und Kienesberger sind in der Führungsstruktur der Stiftung tätig und tragen damit der Staatsanwaltschaft in Bolzano zufolge Verantwortung dafür, dass allein in den Jahren von 2001 bis 2008 rund sechs Millionen Euro unter Umgehung der regulären Bedingungen nach Südtirol geschleust wurden.

Unterstützung der “rechtspatriotischen Szene in Südtirol”
Politisch brisant wird der Fall dadurch, dass Medienberichten zufolge auch “die rechtspatriotische Szene in Südtirol” Mittel der “Laurin-Stiftung” erhalten hat. Mit “rechtspatriotische Szene” ist ein Milieu von Separatisten gemeint, von denen nicht wenige in den 1960er Jahren schwerste Gewalt verübten, um die Abspaltung Südtirols von Italien und einen etwaigen Anschluss an Österreich zu erzwingen. Hartung und Kienesberger etwa sind in Italien wegen Beteiligung an einem damaligen Anschlag, bei dem vier italienische Grenzer zu Tode kamen, verurteilt worden. Sie müssten, würden sie zu dem aktuellen Prozess gegen die “Laurin-Stiftung” nach Bolzano überstellt, mit sofortiger Verhaftung rechnen. Hartung streitet freilich bis heute jegliche Beteiligung an Gewalttaten ab; er hat einmal angegeben, nur als “Sanitäter” in der damaligen Südtiroler Attentäter-Szene unterwegs gewesen zu sein.

Bürgschaft für “Die Freiheitlichen”
Medienrecherchen haben bislang ergeben, dass die Südtiroler FPÖ-Schwesterpartei “Die Freiheitlichen” von der Laurin-Stiftung unterstützt wurde. Es geht dabei unter anderem um die Bürgschaft für einen Kredit in Höhe von 260.000 Euro, die die Stiftung übernommen habe. Schon in den 1990er Jahren hatten zwei führende Aktivisten der Partei, darunter ihr damaliger Vordenker Peter Paul Rainer, von Geldern der Stiftung profitiert. “Die Freiheitlichen” wollen Südtirol in einen “Freistaat” transformieren.

Lesetipp zum Thema “Laurin-Stiftung”:
Jörg Kronauer: Ein Herz für Bergbauern. Die Südtiroler Laurin-Stiftung und ihre Verbindungen nach NRW, in: LOTTA – antifaschistische Zeitung aus NRW, Rheinland-Pfalz und Hesssen, Ausgabe #47, Frühjahr 2012, S. 47 ff.

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Zum Weiterlesen: NE: Ex-Südtirol-Aktivist Hartung in Meerbuscher Integrationsrat gewählt NRW rechtsaußen, 10. Februar 2010

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