(Extrem) rechter „DÜGIDA“-Aufzug in Stadtmitte [UPDATES]

Am Montagabend folgten etwa 250 bis 300 Menschen dem Aufruf von DÜGIDA (Düsseldorf gegen die Islamisierung des Abendlandes) zum 2. „Abendspaziergang“ in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Im Dezember fand bereits eine ähnliche Veranstaltung unter gleichem Label vor dem Landtag mit circa 500 Teilnehmer*innen statt.

Angemeldet wurde die zweite DÜGIDA-Demonstration von der extrem rechten Aktivistin Melanie Dittmer. Im Vorfeld hatten sich PEGIDA (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) und dessen NRW-Vertretung von Dittmer und DÜGIDA wegen „inhaltlicher Differenzen“ distanziert. Bis vor einer Woche war das Pro NRW-Vorstandsmitglied (Beisitzerin) noch Pressesprecherin von PEGIDA-NRW. Seit ihrem Rauswurf stellt sich die DÜGIDA-Initiatorin mit ihren angekündigten Veranstaltungen „gegen den Willen von PEGIDA“.
Nach übereinstimmenden Medienberichten hat Melanie Dittmer bis zum 27. April für jeden Montag (18:30 Uhr) sogenannte DÜGIDA-„Abendspaziergänge“ – mit Start Hauptbahnhof-Nähe – angemeldet.1 2

Der rechte Rand marschiert in Düsseldorf

Dominiert wurde die gestrige Veranstaltung in Düsseldorf-Stadtmitte vom rechten Rand. Mobilisiert wurde unter anderem von der extrem rechten „Bürgerbewegung Pro NRW“, den Dortmunder und Wuppertaler Kreisverbänden der Neonazi-Partei „Die Rechte“ und dem NPD-Kreisverband Düsseldorf/Mettmann. Von diesen Parteien erschienen dann auch mehrere Funktionär*innen und Mitglieder, zudem fanden sich rechte Hooligans (z.B. „Bushwhackers Düsseldorf“), verschiedene Rechtspopulist*innen und einige christliche Fundamentalist*innen ein.
„Bürgerliche“ Teilnehmer*innen waren nur marginal vertreten.

Neonazi-Parolen geben den Ton an

Neben der Anmelderin sprachen unter anderem der Neonazi-Anwalt Björn Clemens aus Düsseldorf-Flingern und französische Vertreter*innen der rassistischen „Résistance Républicaine“.
In den Reden und während des Aufzuges durch das Stadtteil Stadtmitte wurden Medienvertreter*innen und Gegendemonstrant*innen beschimpft. Aus dem Publikum der rechten Versammlung wurden neonazistische Parolen wie „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen“, aggressiv-bedrohliche „Wir kriegen euch alle“-Rufe und Sprechchöre gegen die „Lügenpresse“ skandiert.3 4
Zudem wurden antiamerikanische und völkische Inhalte vermittelt.

Gegen den rassistischen und nationalistischen Aufzug protestierten am Montagabend etwa 5.500 Menschen auf drei verschiedenen Veranstaltungen (Bündnisse: ‚Düsseldorfer Appell‘, ‚Düsseldorf stellt sich quer‘). Auf dem Konrad-Adenauer-Platz beteiligten sich mehrere hundert Antifaschist*innen an einer Blockade, die den Zugang vom Hauptbahnhof zur DÜGIDA-Veranstaltung erschwerte.

Polizei ermöglicht extrem rechten Aufzug

Medienangaben zufolge waren über 1.000 Polizeibeamt*innen im Einsatz. Die Polizei hatte vier Leichtverletzte zu beklagen (laut verschiedener Zeitungsberichte durch Gegendemonstrant*innen) und nahm acht Personen fest. Nach Angabe des Bündnisses ‚Düsseldorf stellt sich quer‘ hinderte die Polizei „über 2000 Menschen“ an der Teilnahme angemeldeter Kundgebungen. Im und um den Hauptbahnhof wurden mehrere Gegendemonstrant*innen von Polizeibeamt*innen verletzt. Im Verlauf der Demonstrationen setzte die Polizei Pfefferspray, Hunde und Knüppel gegen Gegendemonstrant*innen ein.

Weitere Berichte über die DÜGIDA-Demo am 12. Januar 2015:

  • blick nach rechts Kurzer „Abendspaziergang“ (13.01.2015)
  • Zeit-Störungsmelder “Pegida” in Düsseldorf: Nazis, Hools und Rechtspopulisten (13.01.2015)
  • ruhrbarone Dügida – Ein Naziaufmarsch in Düsseldorf (13.01.2015)
  • DÜGIDA-Demo am 19. Januar erneut in Düsseldorf und PEGIDA-NRW erstmals in Duisburg

    Unterdessen wurde für den 19. Januar von PEGIDA-NRW eine Demonstration in Duisburg angemeldet.5 Nach Eigenangaben sollen dort regelmäßig „offizielle“ PEGIDA-Veranstaltungen stattfinden.

    [UPDATE 14.01.2015]:
    Unbeeindruckt von der angemeldeten PEGIDA-Demonstration im nahegelegenen Duisburg hat DÜGIDA via ‚Facebook‘ parallel eine Veranstaltung für den 19. Januar erstellt. Demnach soll der „Abendspaziergang gegen eine Islamisierung Deutschlands und Europas“ um 18:30 Uhr auf dem Konrad-Adenauer-Platz (am Hauptbahnhof) beginnen.
    Nach Zeitungsangabe führt die Polizei mit der Anmelderin Kooperationsgespräche für nächste Woche. Dabei geht es offenbar um eine andere Örtlichkeit – Melanie Dittmer habe ihre Kundgebung vor dem Hauptbahnhof angemeldet.6
    Unter den ersten Zusagen im sozialen Netzwerk befinden sich z.B. bereits: NPD-Funktionär*innen wie Melanie Händelkes (Beisitzerin im NRW-Landesvorstand, Kreisvorsitzende NPD Duisburg) und Ariane Meise (stellv. Landesvorsitzende NRW), der ehemalige „stellvertretende Regionalleiter West“ der extrem rechten „Hooligans gegen Salafisten“ (HogeSa) Dominik Roeseler (stellv. Parteivorsitzender von Pro NRW, Kreisvorsitzender Pro NRW Mönchengladbach), Manfred Breidbach („Die Rechte“ Kreisverband Düsseldorf/Mettmann, Solingen), rechte Hooligans und verschiedene Rechtspopulist*innen.

    [UPDATES 15.01.2015]:
    Mit vier angemeldeten Gegenkundgebungen soll am 19. Januar verhindert werden, dass sich die extrem rechten DÜGIDA-„Montagsdemonstrationen“ in Düsseldorf etablieren.
    Das linke Bündnis ‚Düsseldorf stellt sich quer‚ (Link 1, Link 2) veranstaltet zwei Kundgebungen: ab 17 Uhr an der Mintropstraße und an der Ecke Harkortstraße/Graf-Adolf-Straße.
    Nach Angabe einer Zeitung hat das ‚Piratenpartei‘-nahe Bündnis ‚Nodügida‚ den Platz zwischen ‚Deutscher Post‘ und ‚Ufa-Kino‘ für eine Kundgebung ab 17:30 Uhr reserviert.7
    Der ‚Düsseldorfer Appell‚ demonstriert um 18:30 Uhr (Sammelphase ab 18 Uhr) symbolisch vor dem DGB-Haus an der Friedrich-Ebert-Straße 34-38.

    Gegen die Polizei werden indes schwere Vorwürfe aus den Reihen der DÜGIDA-Gegendemonstrant*innen erhoben. Nach Angabe der ‚NRZ‘ werden die Vorwürfe von der Polizei ernst genommen. Entsprechende strafrechtliche Ermittlungen sind eingeleitet.8

    News finden sich weiterhin auf ‚Twitter‘ unter dem Hashtag: #nodügida

    1. 1 http://www.derwesten.de/nrz/region/von-rechts-dominiert-forscher-gibt-duegida-keine-zukunft-id10230943.html [zurück]
    2. 2 http://www.derwesten.de/nrz/staedte/duesseldorf/duegida-will-auch-rosenmontag-in-duesseldorf-demonstrieren-id10231604.html [zurück]
    3. 3 http://www.wz-newsline.de/home/panorama/rechter-rand-und-biedermaenner-1.1835504 [zurück]
    4. 4 http://www1.wdr.de/themen/politik/sp_pegida/pegida-duegida-114.html [zurück]
    5. 5 http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/pegida-nrw-will-jetzt-in-duisburg-demonstrieren-id10232856.html [zurück]
    6. 6 http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/duegida-in-duesseldorf-demos-auch-am-rosenmontag-aid-1.4798113 [zurück]
    7. 7 http://www.derwesten.de/staedte/duesseldorf/duegida-gegner-duesseldorf-wird-naziaufmarsch-hochburg-id10238743.html [zurück]
    8. 8 http://www.derwesten.de/nrz/staedte/duesseldorf/schwere-vorwuerfe-gegen-die-polizei-id10240236.html [zurück]
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