DüGIDA-Organisatorin Dittmer nicht mehr im Pro-NRW-Vorstand

Zur Dokumentation: NRW rechtsaußen-Artikel vom 24. März 2005

DÜSSELDORF – Melanie Dittmer, Organisatorin der DÜGIDA-Aufmärsche in Düsseldorf, ist nicht länger Mitglied des Landesvorstands der extrem rechten „Bürgerbewegung pro NRW“. Die Partei teilte heute mit, dass man in einem „längeren freundschaftlichen Gespräch“ mit dem Parteichef Markus Beisicht übereingekommen sei, dass sich Dittmer „zukünftig hauptsächlich auf überparteiliche Aktivitäten im vorpolitischen Raum konzentrieren“ wolle. „Aufgrund einiger ihrer Aktivitäten“ seien „Irritationen über die politische Ausrichtung von PRO NRW“ entstanden.

An der Einvernehmlichkeit lassen die letzten Sätze der sehr knappen Erklärung Zweifel aufkommen. In gewohntem „pro NRW“-Duktus, wird darauf hingewiesen, dass die Partei „Grundgesetzpartei“ und nur „in der Abwehr jedweder Form des politischen Extremismus“ radikal sei. Ob Dittmer auch aus der Partei ausgetreten ist, wird nicht mitgeteilt.

Der Rücktritt Dittmers kommt relativ überraschend. „Pro NRW“ hat lange Zeit an der umtriebigen Aktivistin festgehalten, trotz umstrittener Äußerungen und offenem Pakt mit HoGeSa-SympathisantInnen. Auch die neonazistische Biografie Dittmers stellte bislang kein Problem für „pro NRW“ dar.

„Pro NRW“ ist aber nicht nur über die Person Dittmer in die DÜGIDA-Aktionen involviert. So wurden die letzten beiden Aufmärsche von Katja Karakus angemeldet. Karakus ist „pro NRW“-Kreisvorsitzende im Rheinisch-Bergischen-Kreis und Mitglied im erweiterten Landesvorstand. Am Montag sprach zudem der Bonner Ratsherr und „pro NRW“-Schriftführer Christoph Freiherr von Mengersen zu der auf unter 50 Personen geschrumpften Gefolgschaft.

Gestern demonstrierte PEGIDA NRW, diesmal laut Polizei mit 120 Teilnehmer_innen, erneut in Duisburg. Die Gruppe hat sich bereits im Januar von Dittmer abgespalten. Sie sieht sich als offizieller Ableger der Dresdener PEGIDA und steht in Kontakt zu Lutz Bachmann. Marco Carta-Probach, Leiter von PEGIDA NRW, hat jüngst die baldige Gründung eines Vereins angekündigt. Der nächste Aufmarsch soll am 30. März in Duisburg stattfinden. Auch DÜGIDA will weiter montags in Düsseldorf auf die Straße gehen.

Zur Dokumentation: blick nach rechts-Artikel vom 25. März 2005

„Pro NRW“ zieht die „Reißleine“

Leverkusen – Keine vier Monate nach ihrer Wahl in den „pro NRW“-Vorstand ist die parteipolitische Karriere der Dügida-Organisatorin Melanie Dittmer schon wieder zu Ende.
Dittmer habe ihren Rücktritt aus dem Vorstand erklärt, teilte die rechtspopulistische Partei am Dienstagabend mit. Vorausgegangen sei ein „längeres freundschaftliches Gespräch“ mit „pro NRW“-Chef Markus Beisicht. „Da aufgrund einiger ihrer Aktivitäten möglicherweise Irritationen über die politische Ausrichtung von PRO NRW entstanden sind, wurde heute einvernehmlich die Reißleine gezogen“, heißt es in einer Mitteilung der vom Verfassungsschutz beobachteten Partei, die wie stets beteuert, sie bleibe „auch zukünftig nur in einem Punkt radikal, und zwar in der Abwehr jedweder Form des politischen Extremismus“.

Noch vor einer Woche hatte „pro NRW“ die 36-Jährige gefeiert, nachdem sie bei einem „Kongress gegen die Islamisierung Europas“ in der Nähe von Paris, organisiert von einem islamfeindlichen Internet-Blog, als Rednerin aufgetreten war. Anfang März hatte die rechtspopulistische Partei stolz über ihre Teilnahme an einem „Vernetzungskongress“ in Rom berichtet, bei der sie die Kontakte der selbst ernannten „Bürgerbewegung“ zum Lega Nord-Europaabgeordneten Mario Borghezio reaktivierte.

Schlagzeilen hatte Dittmer, die früher in Neonazi-Gruppen und beim NPD-Nachwuchs Junge Nationaldemokraten aktiv war, gemacht, als sie im Dezember in einem Interview erklärte, für sie sei es „völlig unerheblich, ob es den Holocaust gegeben hat“. Nichtsdestotrotz hatte „pro NRW“ wochenlang für die jeden Montag in Düsseldorf stattfindenden Dügida-Aufläufe geworben, die Dittmer in Anlehnung an die Pegida-Aktionen, aber ohne die Unterstützung der Dresdner „Retter des Abendlandes“ organisierte. Die Zahl der Teilnehmer in der NRW-Landeshauptstadt, darunter Neonazis und rechte Hooligans, war in den letzten Wochen mehr und mehr zusammengeschrumpft, zuletzt auf weniger als 50. Zur Erfolglosigkeit auf der Straße kam nun das Aus im „pro NRW“-Vorstand. (rr)

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