Veranstaltungshinweise November


In diesem Monat jähren sich die gewaltsamen „reichsweiten“ Novemberpogrome gegen die jüdische Bevölkerung zum 80. Mal. Nach Recherchen der lokalen Mahn- und Gedenkstätte kamen allein in Düsseldorf 14 Menschen während oder kurz nach den Novemberpogromen ums Leben.
Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf, die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Düsseldorf erinnern rund um den 9. November mit mehreren Gedenkveranstaltungen an die Opfer des Zivilisationsbruchs.
Eine Auswahl der Gedenkveranstaltungen:

Die Berliner Historikerin und Filmemacherin Jessica Jacoby zeigt am 6. November ihren etwa 90-minütigen Dokumentarfilm „ROADS“.

Zunächst berichtet sie über ihre Motivation und ihre ausgiebigen Recherchen zur Geschichte ihrer Familie. Ihre Großeltern Arthur und Ella Jacoby und ihre Tante Inge erlebten den Überfall am 8. November 1938 in ihrer Wohnung in der Düsseldorfer Venloer Straße 11a. Jessicas Vater Klaus Jacoby war wenige Wochen zuvor in die USA abgereist. Die intensiven Auswanderungsbemühungen von Arthur und Ella Jacoby scheiterten hingegen. Am 11. November 1941 wurden sie nach Minsk in Weißrussland deportiert. Sie haben nicht überlebt.

Die Filmpräsentation mit anschließendem Gespräch beginnt 18 Uhr in der lokalen Gedenkstätte, Mühlenstraße 29.

Ein Gedenkgang auf den Spuren der Familie Jacoby findet am 8. November statt. Schüler*innen des Humboldt-Gymnasiums erinnern an den Orten in Düsseldorf, die mit dem Leben der Familie Jacoby verbunden sind, an die Ereignisse des Novemberpogroms und seiner Auswirkungen auf das Leben von Arthur, Ella, Inge und Klaus Jacoby.
Der Rundgang beginnt 18 Uhr an der Sternstraße 76.

Am 9. November lädt die Jüdische Gemeinde Düsseldorf zu einer Gedenkveranstaltung an der ehemaligen Großen Synagoge ein. Beginn ist 11 Uhr am Gedenkstein für die 1938 zerstörte Synagoge an der Kasernenstraße / Ecke Siegfried-Klein-Straße. Männliche* Teilnehmer werden gebeten während der Veranstaltung eine Kopfbedeckung zu tragen.

Eine Lesung aus einem Briefwechsel zwischen Deutschland und Amerika von 1938 bis 1939 findet am 16. November 15. November, 19 Uhr in den Räumen der Mahn- und Gedenkstätte, Mühlenstraße 29, statt.

Wenige Tage nach dem Novemberpogrom wanderte der Düsseldorfer Bürger Johannes Hoeber in die USA aus. Er glaubte, dass seine Frau Elfriede und seine Tochter Susanne bald nach seiner Ankunft nachkommen würden. Doch aus der kurzen Trennung wurde ein langes Jahr. Johannes Hoeber hatte als Sozialdemokrat in Mannheim aktiv gegen das Erstarken der NSDAP gearbeitet und sich mit seinem Engagement viele Feinde gemacht. 1933 wurde er in „Schutzhaft“ genommen. Seine Freilassung erfolgte unter der Bedingung, dass die Familie Mannheim verließe. Hoebers zogen in Elfriedes Heimatstadt Düsseldorf. Doch auch hier war die Familie nicht sicher. Nach der Rassenlehre der Nationalsozialisten galt Johannes als „nichtarischer Christ“. Hoebers beschlossen, ihre Emigration vorzubereiten. Jahrzehnte später fand der Sohn, Frank Hoeber, im elterlichen Nachlass den vollständigen Briefwechsel seiner Eltern aus ihrem Jahr der Trennung – Briefe zwischen Düsseldorf und den USA 1938 bis 1939. In jahrelanger Arbeit transkribierte und kommentierte er die sensiblen und zugleich starken Zeugnisse dieses regimekritischen, jungen Akademikerpaares.
Frank Hoeber reist eigens aus den USA an, um den Briefwechsel seiner Eltern im Geburtsort seiner Mutter vorzustellen.

Das Schloßgymnasium Benrath und das Heimatarchiv veranstalten eine Gedenkstunde, die am 9. November, 11 Uhr am ehemaligen Benrather Synagogengebäude an der Friedhofstraße gegenüber der Pfarrkirche St. Cäcilia stattfindet.

Zum Gedenken an die Opfer des Pogroms vom 9./10. November 1938 lädt zudem die VVN-BdA Kreisvereinigung Düsseldorf am 9. November, 17 Uhr auf den Ernst-Reuter-Platz/Hüttenstraße ein.

Vom 9. November bis zum 2. Dezember ist im Landtag NRW eine Ausstellung mit dem Titel „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ zu sehen. Nähere Informationen folgen in Kürze.

Im Rahmen der „Café Bunte Bilder“-Veranstaltung am 15. November wird es Informationen über Proteste gegen die extrem rechte Demonstration am 17. November geben. Beginn ist 20:30 Uhr im Linken Zentrum „Hinterhof“, Corneliusstraße 108.

Die ‚Patrioten NRW‘, verschiedene rechte Hooligans und etwa ein Dutzend weiterer Rechtsaußen-Gruppierungen haben für den 17. November eine Veranstaltung auf dem Apollo-Platz Demonstration auf dem Joannes-Rau-Platz angekündigt, die sich gegen den Migrationspakt der UN richtet.
Gegen den Aufmarsch der extremen Rechten ruft das Bündnis ‚Düsseldorf stellt sich quer‚ 13 Uhr zum Protest auf den Apollo-Platz auf. Das antirassistische Bündnis bietet zudem eine gemeinsame Anreise zu den Protesten an. Treffpunkt ist 12:30 Uhr vor dem Kino am Nordeingang des Düsseldorfer Hauptbahnhofes. Achtet auf weitere Ankündigungen.

Das Antifa-Café befasst sich am 20. November mit dem Thema „Tschechiens extreme Rechte und ihre Beziehungen nach Deutschland„. Veranstaltungsbeginn ist 20 Uhr im Linken Zentrum „Hinterhof“, Corneliusstraße 108.

Einen Vortrag mit dem Titel „Die Shoah in Minsk: Die Düsseldorfer Ärztin Hedwig Jung-Danielewicz und der Gestapobeamte Ernst Wertholz“ findet am 21. November an der Hochschule Düsseldorf statt. Die Veranstaltung mit Irene Dänzer-Vanotti und Dr. Joachim Schröder beginnt 19 Uhr im Gebäude 3, Raum 1001, Münsterstraße 156.

Dr. Bastian Fleermann referiert am 22. November über einen Bericht des Hauptmanns der Düsseldorfer Schutzpolizei Wilhelm Meurin, der 2012 im Archiv der Wiener Library in London aufgefunden wurde. Der Vortrag beginnt 19 Uhr in der Mahn- und Gedenkstätte, Mühlenstraße 29.

Am 28. November hat der antifaschistische Themenabend den Titel „Urteil ohne Aufklärung. Eine kritische Bilanz der staatlichen Aufklärung im NSU-Komplex und die Frage nach den Konsequenzen.“. Der Vortrag mit dem Referenten Felix Hansen (apabiz e.V. und NSU-watch) beginnt 19:30 Uhr im Linken Zentrum „Hinterhof“, Corneliusstraße 108.

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