Vortrag über linken Antisemitismus

Die NRW-Arbeitsgemeinschaft des BAK Shalom der Linksjugend [’solid] veranstaltet in Kooperation mit dem AK Shalom der Grünen Jugend NRW am 3. Juli den Vortrag „Das unheilbar gute Gewissen – Vom Antisemitismus in der Linken“.

Dabei wird Alex Feuerherdt zu folgenden Fragen referieren: Woher kommt der linke Antisemitismus, historisch wie aktuell? Wie erklärt sich die Verve der linken »Israelkritik«? Und welche Bedürfnisse kommen in der traditionellen linken Packelei mit den übelsten Feinden des jüdischen Staates zum Ausdruck?

Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im Café Ohm (Gewerkschaftshaus Haus), Friedrich-Ebert-Straße 34-38.

Veranstaltungsankündigung:

Am 9. April 1976 erscheint in der »Zeit« ein Beitrag des Schriftstellers Gerhard Zwerenz, in dem er behauptet: »Linker Antisemitismus ist unmöglich. Der Antisemitismus war und ist rechts, national, biologistisch, rassistisch.« Anlass für seinen Text ist die scharfe öffentliche Kritik an Rainer Werner Fassbinders Stück »Die Stadt, der Müll und der Tod« von 1975, in dem ein jüdischer Immobilienspekulant, der mit allerlei antisemitischen Eigenschaften gezeichnet wird, die Hauptrolle spielt. 35 Jahre später sagt Gregor Gysi, der Vorsitzende der linken Bundestagsfraktion, in einem Interview der »taz«: »Antisemitismus bedeutet, Juden oder Jüdinnen zu benachteiligen oder Schlimmeres zu tun, weil sie Juden oder Jüdinnen sind. Das kenne ich aus unserer Partei nicht.« Es gebe lediglich »zu viel Leidenschaft bei der Kritik an Israel«.
Das Bemerkenswerte an solchen Äußerungen, mit denen Linke – ob parteigebunden oder außerparlamentarisch – sich selbst vom Vorwurf des Antisemitismus freisprechen, ist die Selbstgewissheit, mit der sie bis heute vorgetragen werden. Ganz gleich, ob Linke nun, wie in der jüngeren Vergangenheit, gemeinsam mit gewalttätigen Islamisten der terroristischen Hamas per Schiff zur Hilfe eilen wollen, Kundgebungen gegen den jüdischen Staat veranstalten, die Parole »Kauft nicht beim Juden« in die vermeintlich politisch unverdächtige Forderung nach einem Boykott israelischer Waren überführen oder Ausstellungen zeigen, in denen Israel als Unrechtsstaat präsentiert wird – stets wird die Kritik daran mit der so schlichten wie falschen Beteuerung gekontert, man sei nicht antisemitisch, sondern bloß »israelkritisch«, und ergreife Partei für die unterdrückten Palästinenser. Das Gewissen dieser Linken, die ihre Agitation und Propaganda gegen den jüdischen Staat oft auch noch als antifaschistische Notwendigkeit verbrämen, ist so unheilbar gut, dass es sich durch nichts erschüttern lässt.
Dabei hat die Linke bei der Modernisierung des antisemitischen Ressentiments hierzulande eine Vorreiterrolle gespielt. Der »Antizionismus«, der in früheren Jahren vor allem »antiimperialistische« Gruppierungen kennzeichnete (und mit dem selbst Taten wie der versuchte Anschlag auf das jüdische Gemeindehaus in Berlin 1969 oder die Selektion der jüdischen Passagiere von den nichtjüdischen im Rahmen einer Flugzeugentführung 1976 gerechtfertigt wurden) ist längst zum gesellschaftlichen Mainstream geworden – im Zuge jener »Vergangenheitsbewältigung«, mit der die Deutschen sich selbst bescheinigen, geläutert zu sein. Um die von den Nazis ermordeten Juden trauert man – gegenüber den lebenden jedoch, die Israel, das Refugium vor dem weltweiten Judenhass, in Wort und Tat verteidigen, empfindet man keine Empathie, ganz im Gegenteil. Woher aber kommt der linke Antisemitismus, historisch wie aktuell? Wie erklärt sich die Verve der linken »Israelkritik«? Und welche Bedürfnisse kommen in der traditionellen linken Packelei mit den übelsten Feinden des jüdischen Staates zum Ausdruck?

Zum Referenten: Alex Feuerherdt ist freier Autor und lebt in Köln. Er schreibt regelmäßig für verschiedene Zeitungen, Zeitschriften und Online-Medien zu den Themen Antisemitismus und Nahost, unter anderem für die Jüdische Allgemeine, Konkret, die Jungle World, n-tv.de und den Blog Lizas Welt.

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